Liebe Indienfans,
nach einer mehr oder weniger anstrengenden Fahrt Richtung
Nord-Ost sind wir am Sonntag gegen spaeten Nachmittag in Badami angekommen.
Badami ist, ganz anders als Agonda, komplett unberuehrt vom Massentourismus,
somit sehr traditionell. Nach dem Strandurlaub war die Ankunft in Badami fuer
uns wohl eher ein kleiner Kulturschock. Tiere, die auf der Strasse laufen, sich
vom Muell ernaehrend, viel Krach und Gestank. Die Hauptstrasse, an der auch
unser Hotel lag, war voller Autos und Motorraedern, die kleinen Laedchen sahen heruntergekommen
aus und die Menschen husteten und niesten vom aufgewirbelten Staub. Nach einer
kurzen Verschnaufpause im Hotel machten
wir uns in Richtung der beruehmten Sandsteinfelsen und des Agastya -Tankes, ein
See, der sich neben den Felsen erstreckt, auf. Unser Weg dorthin fuehrte uns
durch kleine Gassen, in denen wir Indien, wie wir es lieben, wieder fanden.
Viele froehliche und lachende Kinder tollten um uns herum und wollten
fotografiert werden/ Nette Menschen sassen vor ihren Haeusern und begruessten
uns herzlich. Man fuehlte sich direkt willkommen und wohl. Nach einem kurzen
Fussweg kamen wir beim Agastya Tank und den Sandsteinfelsen an. Dieser Moment
erwies sich fuer uns alle als ganz besonders toll, wie es sich am selbigen
Abend bei einer Reflektion innerhalb der Gruppe zeigte. Die Felsen liegen, wie
gesagt, an einem See, der mit seiner dunkelgruenen Farbe unheimlich toll mit
dem roetlichen Sandstein harmonierte und ein wunderschoenes Bild darstellte. Wir
hielten dort kurz inne und fotografierten fleissig, dann packte uns jedoch auch
der Hunger und wir suchten das naechste Restaurant auf. Der Rueckweg erwies
sich jedoch als nicht ganz so harmonisch, wie der Hinweg. Ploetzlich stand eine
besonders aggressive Kuh mit boesem Blick vor uns und fing an, auf uns zu zu
galoppieren. Die ganze Gruppe war komplett starr vor Schock und wir schrien und liefen in alle
Himmelsrichtungen. Das Herzklopfen mancher war wahrscheinlich bis nach Neu
Dheli zu hoeren. Die Kuehe hier, so heilig sie auch sein moegen, aehneln wohl
eher nicht den uns bekannten Milka Kuehen… Der Schrecken sass uns noch so sehr
in den Gliedern, dass einige sogar vor einer kleinen suessen Ziegenfamilie
wegliefen..
Am naechsten Morgen ging es schon sehr frueh mit dem Bus
nach Aiole, einem kleinen Tempelort. Die ueber 125 Tempel dort sind auf Feldern
und auf Felsen inner- und ausserhalb des Dorfes verteilt. Die meisten Tempel stammen
aus der Zeit zwischen dem 6. Jh. Und dem 8. Jh., sind teils gut erhalten und
teils heruntergekommen und mit Gestruepp ueberwuchert. Eine der Tempelgruppen,
noerdlich des Dorfes, haben wir besucht. Darunter war beispielsweise der Durga
Tempel. Dieser ist der groesste der Tempelgruppe und ist durch seine besondere
Form und Architektur erkennbar (ein Foto folgt, sobald wir wieder in
Deutschland sind J
). Der Tempel ist bestueckt von Shiva Inkarnationen und geweiht durch den Gott
Vishnu. Der Name des Tempels wurde jedoch nicht von den Goettern abgeleitet,
sondern von der naheliegenden Festungsmauer, die man auch Durga nennt. Dieser
Tempel hat uns allen besonders gut gefallen. Wir fanden es faszinierend von so
alten Mauern umgeben zu sein und genossen diese historische Atmosphaere. Zudem
wurde uns wieder einmal bewusst, wie weit entwickelt gewisse Hochkulturen
damals schon waren, als Europa noch im tiefsten und duesteren Mittelalter
gelebt hat. Direkt neben dem Durga Tempel
befand sich ein kleines Museum, in dem Fundstuecke aus der Umgebung ausgestellt
und verschiedene Tempelbauarten beschrieben und erklaert wurden. Nachdem wir im
Durga Tempel waren, besuchten wir noch drei weitere der Tempelgruppe
angehoerigen Heiligtuemer, die auch aus dieser Zeit stammten. Anschliessend
warteten wir lange auf den naechsten Bus nach Badami, ruhten waehrenddessen auf
Wiesen und spielten Karten. Als der Bus endlich kam, fuhren wir ca. eine Stunde
zurueck nach Badami, wo wir zusammen zu Abend assen und total erschoepft von
all der Kultur und vor allem der Hitze ins Bett fielen.
Am dritten und letzten Tag in Badami besuchten wir die
Hoehlen von Badami, die wir schon am ersten Tag von der Ferne betrachten
konnten. Auf dem Weg dorthin sahen wir Frauen, wie sie am Agastya Tank ihre
Waesche wuschen und als wir die Stufen hoch zu den Hoehlen errangen, sahen wir
die bunten Saris der Frauen ueber die Treppen ausgebreitet, was sehr schoen
aussah. Die Hoehlen von Badami waren eindeutig der Hoehepunkt unseres Besuches
dort. Sie wurden groesstenteils Ende des 6. Jh. erschaffen und sind voller gut
erhaltener Skulpturen in grosser Vielfalt. Alle vier Hoehlen besitzen eine
Pfeilerveranda und dahinter erstreckt sich jeweils eine Halle, die man,
natuerlich ohne Schuhe, besichtigen konnte. Die Hoehlen sind den Goettern
Vishnu und Shiva gewidmet. Die vierte Hoehle ist eine jainistische und wurden
erst ca. 100 Jahre spaeter erschaffen. Die Decken und Waende der Hoehlen sind
mit wundervollen Steinmeisseleien dekoriert, die an wenigen Stellen sogar noch
farbig sind. In einer Hoehle haben wir sogar Hoehlenmalerei endeckt, was auch
hoch interessant war. Neben diesen, man kann schon sagen Kunstwerken, wurde uns
ein phenomenal schoener Ausblick auf den Agastya Tank, die Sandsteinfelsen und
weitere kleine Tempel auf den Felsen geboten. Es war sehr idyllisch dort oben
und wir haben alle die Ruhe genossen.
Nachdem wir die Hoehlen von Badami besuchten, gingen einige
von uns ins Internet Café, um sich zu Hause zu melden, andere gingen schon zum
Hotel, um sich vor der Weiterfahrt noch etwas auszuruhen. Katharina, Louisa und
ich ruhten noch etwas auf dem Balkon des Hotels, quatschten heiter und ahnten
nichts Schlimmes. Als wir wieder rein gehen wollten, um zu packen, stand auf
einmal ein ausgewachsener, bissiger Affe vor uns und fletschte mit seinen
Zaehnen. Uns wurde erzaehlt, dass wir uns vor den Affen hueten sollen, da sie
gerne mal Dinge klauen und, zwar nur selten, auch mal beissen und kratzen. Da
wir drei nicht unbedingt die mustigsten sind, gerieten wir in unglaubliche Panik
fingen an zu schreien und wussten uns einfach nicht weiter zu helfen. Waehrend
sich die beiden an eine Wand drueckten, rief ich so etwas wie “kusch kusch” in
der Hoffnung, dass das Monster so vielleicht fliehen wuerde. Aber nichts da. Es
kam noch viel schlimmer: Zwei andere riesengrosse Affen kamen auf uns zu
gesprungen und fletschten ebenfalls mit ihren Zaehnen. Wir hatten Todesangst.
Nachdem wir weiter verzweifelt “help, help” schrien, kamen zum Glueck ein paar
Inder hoch zu uns und verjagten die Affen mit Stoecken. Wir wussten nicht, ob
wir weinen oder lachen sollten, da diese Situation einfach viel zu abstruss
war..noch Stunden nach diesem Vorfall waren wir ganz zittrig.
Am Nachmittag ging es dann zum Glueck weiter. Wir werden Badami-
das Tempel- und Tierparadies- wahrscheinlich nicht so schnell wieder vergessen.
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