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Freitag, 10. April 2015

Liebe Indienfans,
nach einer mehr oder weniger anstrengenden Fahrt Richtung Nord-Ost sind wir am Sonntag gegen spaeten Nachmittag in Badami angekommen. Badami ist, ganz anders als Agonda, komplett unberuehrt vom Massentourismus, somit sehr traditionell. Nach dem Strandurlaub war die Ankunft in Badami fuer uns wohl eher ein kleiner Kulturschock. Tiere, die auf der Strasse laufen, sich vom Muell ernaehrend, viel Krach und Gestank. Die Hauptstrasse, an der auch unser Hotel lag, war voller Autos und Motorraedern, die kleinen Laedchen sahen heruntergekommen aus und die Menschen husteten und niesten vom aufgewirbelten Staub. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel  machten wir uns in Richtung der beruehmten Sandsteinfelsen und des Agastya -Tankes, ein See, der sich neben den Felsen erstreckt, auf. Unser Weg dorthin fuehrte uns durch kleine Gassen, in denen wir Indien, wie wir es lieben, wieder fanden. Viele froehliche und lachende Kinder tollten um uns herum und wollten fotografiert werden/ Nette Menschen sassen vor ihren Haeusern und begruessten uns herzlich. Man fuehlte sich direkt willkommen und wohl. Nach einem kurzen Fussweg kamen wir beim Agastya Tank und den Sandsteinfelsen an. Dieser Moment erwies sich fuer uns alle als ganz besonders toll, wie es sich am selbigen Abend bei einer Reflektion innerhalb der Gruppe zeigte. Die Felsen liegen, wie gesagt, an einem See, der mit seiner dunkelgruenen Farbe unheimlich toll mit dem roetlichen Sandstein harmonierte und ein wunderschoenes Bild darstellte. Wir hielten dort kurz inne und fotografierten fleissig, dann packte uns jedoch auch der Hunger und wir suchten das naechste Restaurant auf. Der Rueckweg erwies sich jedoch als nicht ganz so harmonisch, wie der Hinweg. Ploetzlich stand eine besonders aggressive Kuh mit boesem Blick vor uns und fing an, auf uns zu zu galoppieren. Die ganze Gruppe war komplett starr vor Schock  und wir schrien und liefen in alle Himmelsrichtungen. Das Herzklopfen mancher war wahrscheinlich bis nach Neu Dheli zu hoeren. Die Kuehe hier, so heilig sie auch sein moegen, aehneln wohl eher nicht den uns bekannten Milka Kuehen… Der Schrecken sass uns noch so sehr in den Gliedern, dass einige sogar vor einer kleinen suessen Ziegenfamilie wegliefen..
Am naechsten Morgen ging es schon sehr frueh mit dem Bus nach Aiole, einem kleinen Tempelort. Die ueber 125 Tempel dort sind auf Feldern und auf Felsen inner- und ausserhalb des Dorfes verteilt. Die meisten Tempel stammen aus der Zeit zwischen dem 6. Jh. Und dem 8. Jh., sind teils gut erhalten und teils heruntergekommen und mit Gestruepp ueberwuchert. Eine der Tempelgruppen, noerdlich des Dorfes, haben wir besucht. Darunter war beispielsweise der Durga Tempel. Dieser ist der groesste der Tempelgruppe und ist durch seine besondere Form und Architektur erkennbar (ein Foto folgt, sobald wir wieder in Deutschland sind J ). Der Tempel ist bestueckt von Shiva Inkarnationen und geweiht durch den Gott Vishnu. Der Name des Tempels wurde jedoch nicht von den Goettern abgeleitet, sondern von der naheliegenden Festungsmauer, die man auch Durga nennt. Dieser Tempel hat uns allen besonders gut gefallen. Wir fanden es faszinierend von so alten Mauern umgeben zu sein und genossen diese historische Atmosphaere. Zudem wurde uns wieder einmal bewusst, wie weit entwickelt gewisse Hochkulturen damals schon waren, als Europa noch im tiefsten und duesteren Mittelalter gelebt hat. Direkt neben dem  Durga Tempel befand sich ein kleines Museum, in dem Fundstuecke aus der Umgebung ausgestellt und verschiedene Tempelbauarten beschrieben und erklaert wurden. Nachdem wir im Durga Tempel waren, besuchten wir noch drei weitere der Tempelgruppe angehoerigen Heiligtuemer, die auch aus dieser Zeit stammten. Anschliessend warteten wir lange auf den naechsten Bus nach Badami, ruhten waehrenddessen auf Wiesen und spielten Karten. Als der Bus endlich kam, fuhren wir ca. eine Stunde zurueck nach Badami, wo wir zusammen zu Abend assen und total erschoepft von all der Kultur und vor allem der Hitze ins Bett fielen.
Am dritten und letzten Tag in Badami besuchten wir die Hoehlen von Badami, die wir schon am ersten Tag von der Ferne betrachten konnten. Auf dem Weg dorthin sahen wir Frauen, wie sie am Agastya Tank ihre Waesche wuschen und als wir die Stufen hoch zu den Hoehlen errangen, sahen wir die bunten Saris der Frauen ueber die Treppen ausgebreitet, was sehr schoen aussah. Die Hoehlen von Badami waren eindeutig der Hoehepunkt unseres Besuches dort. Sie wurden groesstenteils Ende des 6. Jh. erschaffen und sind voller gut erhaltener Skulpturen in grosser Vielfalt. Alle vier Hoehlen besitzen eine Pfeilerveranda und dahinter erstreckt sich jeweils eine Halle, die man, natuerlich ohne Schuhe, besichtigen konnte. Die Hoehlen sind den Goettern Vishnu und Shiva gewidmet. Die vierte Hoehle ist eine jainistische und wurden erst ca. 100 Jahre spaeter erschaffen. Die Decken und Waende der Hoehlen sind mit wundervollen Steinmeisseleien dekoriert, die an wenigen Stellen sogar noch farbig sind. In einer Hoehle haben wir sogar Hoehlenmalerei endeckt, was auch hoch interessant war. Neben diesen, man kann schon sagen Kunstwerken, wurde uns ein phenomenal schoener Ausblick auf den Agastya Tank, die Sandsteinfelsen und weitere kleine Tempel auf den Felsen geboten. Es war sehr idyllisch dort oben und wir haben alle die Ruhe genossen.
Nachdem wir die Hoehlen von Badami besuchten, gingen einige von uns ins Internet Café, um sich zu Hause zu melden, andere gingen schon zum Hotel, um sich vor der Weiterfahrt noch etwas auszuruhen. Katharina, Louisa und ich ruhten noch etwas auf dem Balkon des Hotels, quatschten heiter und ahnten nichts Schlimmes. Als wir wieder rein gehen wollten, um zu packen, stand auf einmal ein ausgewachsener, bissiger Affe vor uns und fletschte mit seinen Zaehnen. Uns wurde erzaehlt, dass wir uns vor den Affen hueten sollen, da sie gerne mal Dinge klauen und, zwar nur selten, auch mal beissen und kratzen. Da wir drei nicht unbedingt die mustigsten sind, gerieten wir in unglaubliche Panik fingen an zu schreien und wussten uns einfach nicht weiter zu helfen. Waehrend sich die beiden an eine Wand drueckten, rief ich so etwas wie “kusch kusch” in der Hoffnung, dass das Monster so vielleicht fliehen wuerde. Aber nichts da. Es kam noch viel schlimmer: Zwei andere riesengrosse Affen kamen auf uns zu gesprungen und fletschten ebenfalls mit ihren Zaehnen. Wir hatten Todesangst. Nachdem wir weiter verzweifelt “help, help” schrien, kamen zum Glueck ein paar Inder hoch zu uns und verjagten die Affen mit Stoecken. Wir wussten nicht, ob wir weinen oder lachen sollten, da diese Situation einfach viel zu abstruss war..noch Stunden nach diesem Vorfall waren wir ganz zittrig.
Am Nachmittag ging es dann zum Glueck weiter. Wir werden Badami- das Tempel- und Tierparadies- wahrscheinlich nicht so schnell wieder vergessen.


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