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Montag, 13. April 2015

Hallo liebe Indienfans,

am 08.04.2015, dem 22. Tag unserer Reise, erreichten wir nach einer fast zweitaegigen, strapazioesen Zugfahrt endlich unser groszes Ziel die PMD. Herr Arokiasamy, der Leiter der PMD, empfing uns herzlich und sorgte dafuer, dass unsere leeren Maegen mit Kartoffeln, Chips, Chapathi und Masala Dosa gefuellt wurden. Anschlieszend versuchten wir Fee's Geburtstag nach indischer Zeit zu zelebrieren, da dieser bei uns jedoch erst gegen halb 4 Uhr nachts gewesen waere, fielen unsere Aeuglein schon lange vorher zu.
Am naechsten Morgen wurde es dann interessant. Eine Einfuehrung in die Philosophie der PMD verdeutlichte uns, wie und was diese Organisation bewirken moechte. Damit ihr euch vorstellen koennt was uns daran so beeindruckt hat, werden wir euch diese im folgenden naeher erlaeutern.

Die drei wichtigsten Bereiche, in denen die PMD die Lebensumstaende der Menschen verbessern moechte sind Landwirtschaft, Frauenrechte und Bildung. Sie ist davon ueberzeugt, dass alle Probleme in der indischen Gesellschaft ihre Ursache in Hass, religioesem Fanatismus, dem Kastensystem und daraus resultierender Diskriminierung haben. Als Loesung wird die Aufhebung von sozialen Unterschieden angestrebt. So spielt z.B. Religion oder das Kastensystem keine Rolle fuer die Beteiligung einer Person in den PMD-Projekten. Die Menschen sollen dadurch lernen zusammen zu arbeiten und gemeinsam den Lebensstandart zu verbessern. Der Weg dorthin ist die Bildung.
So sollen mehr Schulen gebaut werden und in diesen die Qualitaet der Bildung verbessert werden. Doch auch die Bilding der Erwachsenen kommt nicht zu kurz. Zum Beispiel werden Workshops fuer Frauen angeboten, in denen sie ueber Hygiene, gesunde Ernaehrung und Sexualitaet aufgeklaert werden. Genauso gibt es Workshops fuer die erwachsene Bevoelkerung, die kritisch ueber alte Traditionen nachdenken soll. Zum Bespiel das Akzeptieren von neuen Toiletten, anstatt aufs Feld zu gehen.
So soll die Gesellschaft langsam und nachhaltig veraendert werden.Getreu dem Mott der PMD "the way to be happy is to make others happy"sollen die Inder_innen also lernen einander zu unterstuetzen, egal welche Herkunft sie haben.
Die PMD teilt dafuer eine Region von 150 Doerfern in verschiedene Selbsthilfegruppen ein. Viele der Bewohner_innen dieser Doerfer sind in einer solchen Selbsthilfegruppe aktiv. Je eine Gruppe arbeitet gemeinsam an einem Projekt.

Wir besuchten zum Beispiel direkt am ersten Tag eine Selbsthilfegruppe, die sich auf den Maisanbau konzentriert und eine, die sich mit Toepferei beschaeftigt. Schon hier wurde uns bewusst, dass das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe funktioniert, da bei den Projekten lediglich gute Kredite mit den Banken ausgehandelt wurden, um die Voraussetzung fuer ein Startkapital zu gewaehrleisten.
Anschlieszend besuchten wir eine staatliche Grundschule im Nachbarort. Zum ersten Mal sahen wir eine Schule mit zugehoerigem Wassertank, die vom AVG finanziert wurde und waren stolz zu erkennen wie unsere Projekte in der Realitaet umgesetzt wurden. Als wir die Schule betraten wurden wir sofort von ca. 20 Schulkindern mit einem Geburtstagsstaendchen fuer Fee ueberrascht, auf das viele Taenze und Gesang folgten. Wie immer wurden kraeftig Haende geschuettelt und zu unserer Belustigung erhielten wir alle, nicht nur Fee, massen von Geburtstagsglueckwuenschen und Gratulationen. Bevor wir zu unserem naechsten Ziel aufbrachen, durften wir die alltaegliche Essensausgabe beobachten. Als das Essen jedoch nicht fuer alle Kinder reichte, waren wir zunaechst schockiert, da wir annahmen, dass jeden Tag einige Kinder den Schultag ohne Essen ueberstehen muessen. Hr Arokiasamy erklaerte uns dann aber, dass viele Kinder, die im Dorf wohnen normalerweise Zuhause aessen, aber wegen unseres Besuches in der Schule bleiben wollten.
Beruhigt fuhren wir mit unserem coolen, bunten Partybus zur naechsten Schule. Hier wurden nicht nur das Gebaeude vom AVG finanziert, sondern auch die Tische und Stuehle in den Klassenraeumen. Aehnlich wie in Cowdalli wurden wir mit Trommeln und einem Marsch durch die Mege willkommen geheissen. Wieder waren wir unangenehm beruehrt, da dieser royale Einzug uns das Gefuehl gab als etwas bessere gesehen zu werden, was wir natuerlich nicht sind. Wieder mussten wir uns in Gedanken rufen, dass das ausschliesslich mit der indischen Gastfreundschaft zu tun hat, die uns aufgrund ihrer Bedingungslosigkeit fremd erscheint. Nachdem wir auch hier ein Kultrurprogramm und Geburtstagslied genossen hatten, wurden wir mit einigen Problemen dieser Schule konfrontiert. So muessen die Schueler_innen der High School durch Schulgebuehren die Lehrer_innen selbst finanzieren, da diese Schule eine christliche ist und somit aufgrund ihrer Religionszugehoerigkeit vom Staat nicht gleichwertig unterstuetzt wird. Diese von der Regierung ausgehende, eigentlich illegale Diskriminierung von Christen hat uns schockiert, zumal uns die Diskriminierung von Christen in Deutschland fremd ist. Die Sinnlosigkeit dessen wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, dass die Schule genauso von Hindus und Moslems besucht wird. Da die Regierung eng mit dem Hinduismus verknuepft ist, wollen sie zuerst deren Bildung unterstuetzen.
Ein weiteres Problem dieser Schule ist, dass die Regierung ein neues Gesetz erlassen hat, nachdem alle Maedchen- und Jungentoiletten ein Dach haben und in verschieden Gebaeuden sein muessen. Wenn die Schule deren Finanzierung nicht gewaehrleisten kann muss sie schliessen.
Im Kontrast zu diesen Problemen besuchten wir danach einen wunderschoenen Tempel auf einem Berg. Dort genossen wir den Sonnenuntergang und den herrlichen Ausblick.
Gluecklicherweise konnten wir all diese gegegnsaetzlichen Emotionen und Gedanken mit der Gruppe abends bei einem Genral Sharing teilen. Nach diesem anstrengenden und interessanten Tag konnten wir dann Fee's Geburtstag mit einem zuckersuessen Kuchen, den Hr Arokiasamy Fee persoenlich ueberreichte, ausklingen lassen.





Der naechste Tag hielt ebenfalls einige Ueberraschungen fuer uns bereit. Schon am naechsten Morgen hatten wir die groszartige Gelegenheit 2 oertliche Frauenselbsthilfegruppen kennen zu lernen. Die erste Gruppe lebt vom Gemuesenbau, den sie selbstversorgend nutzen und die uebrigen Gueter zur Refinanzierung ihres Projektes verwenden.Das selbstbewusste und emanzipierte Verhalten der Frauen imponierte uns sehr. Man merkte ihnen deutlich an wie stolz sie auf ihre Arbeit und ihre Selbststaendigkeit sind.
Dieses Gefuehlt begleitete uns in die zweite Gruppe hinein. Dort zeigten uns die Frauen ihre Buecher, in denen sie Kredite mit denen sie ihre Existenz aufgebaut haben, aufgelistet sind.
Ihre Taetigkeiten waren vielfaeltig, von Suessigkeitenverkauf bis zu Blumenzucht. Mit ihrer Offennheit ermoeglichten sie uns einen Einblick in ihr Privatleben und praegten unsere Wahrnehmung der indischen Frau.
Im Anschluss besuchten wir ein weiteres Projekt der PMD, dass speziell die Frauen unterstuetzen soll- die Geburtshilfestation. Dieses Erlebnis werden wir euch im folgenden Blogeintrag vorstellen.
Fortsetzung folgt...

Eure Indienreisegruppe



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