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Mittwoch, 1. April 2015

AVG goes India!: Das Schulgelaende der St. Anthony's School

Hallo liebe Indienfans zu unserem vierten Blogeintrag :
Nachdem wir voller schoener Eindruecke aus Cowdalli aufgebrochen sind, kamen wir nach etwa 4 Stunden Zugfahrt abends um 9 Uhr in Madurai an. Wir mussten alle feststellen, dass uns Zugfahren wesentlich besser gefaellt als Busfahren, weil es wesentlich entspannter ist und nicht alle zwei Sekunden gehupt werden muss, um sich anzukuendigen. Nach einem kurzen Fussmarsch sind wir dann muede in unserem Hotel angekommen, von dessen Dachterasse man einen tollen Blick auf die riesige Tempelanlage geniessen konnte. Einige waren noch fit genug, um Essen zu gehen und der Rest ist im Hotel geblieben um sich auszuruhen und zu duschen aber auch noch um kurz die Gegend zu erkunden, was uns ein unvergessliches Erlebnis bescherte: Wir gingen ahnungslos eine Strasse entlang und uns kam halt eine Kuh entgegen. Eigentlich dachten wir immer, diese Kuehe mit ihren lieblichen grossen braunen Augen waeren total ruhig und friedlich und wuerden kaum einer Fliege etwas zu Leide tun, aber der unschuldige Schein truegte. Ploetzlich fing dieses Tier an, richtig Gas zu geben und voll in unsere Richtung zu preschen. Wir haben uns dann in volller Panik hinter irgendwelche Autos gerettet, moeglichst weit weg von der cholerischen Kuh. Noch 10 Minuten danach hatten wir schlottertige Knie aber wir mussten auch total lachen weil die Situation im Nachhinein echt witzig war und uns auch alle Inder auf der Strasse total ausgelacht haben. Das war ein Erlebnis, das wir immer mit unserem ersten Tag in Madurai in Verbindung bringen werden...
Am naechsten Tag haben wir uns alle morgens getroffen, um zum Schneidermarkt zu gehen, fuer den Madurai bekannt ist. Der Markt war relativ gross und aufgebaut wie ein Rechteck, man konnte sich also nicht verlaufen. Auf der einen Seite gab es nur so Krimskrams und billigen Glitzerschmuck, aber auf der anderen Seite gab es total viele schoene Stoffstaende, wo man sich Kleidung naehen lassen konnte, was die meisten auch ausnutzten. Ausserdem gab es viel Schmuck und vor allem Schals, also alles was das Shopperherz begehrt. Wir haben erste Erfahrungen mit dem Handeln gemacht,manche wurden richtig abgezogen, worueber sie sich auch am Ende ein bisschen geaergert haben und manche haben ihr unentdecktes Haendlergen kennengelernt, wobei wir am Ende wahrscheinlich trotzdem alle zu viel bezahlt haben, weil die Haendler, wenn sie uns schon sehen, wissen, dass wir keine Ahnung vom eigentlichen Preis haben, was sie natuerlich ausnutzen. Nichtsdestotrotz haben wir uns alle ziemlich eingedeckt mit allerlei Zeug fuer umgerechnet relativ wenig Geld.
Nachmittags waren wir dann noch in dem Tempel, der sehr gross und eindrucksvoll war, aber auch sehr touristisch, es gab echt viele Souvenirshops und sogar Essensstaende, obwohl man einen Tempel eher mit Ruhe und Besinnlichkeit in Verbindung bringen wuerde. Der Tempel ist der Goettin Meenakshi gewidmet ist, was aber nicht heisst, dass nur sie dort verehrt wird. Es gibt naemlich viele verschiedene Gottheiten in dem Tempel, in Form von Steinfiguren, die entweder hinter Gittern in Schreinen sassen, oder in den schwarzen Steinssaeulen des Tempels integriert waren, aber immer waren sie geschmueckt mit Blumen und es standen Opfergaben in Form von Speisen bereit. Die Goetter an den Saeulen trugen sogar manchmal Saris und wurden mit Butter eingeschmiert, wahrscheinlich auch ein Zeichen von Reinheit. Zu dem heiligsten Teil des Tempels, dem Raum von Meenakshi, hatten wir als Nicht-Hindus leider keinen Zutritt, was man aber auch verstehen kann, damit die Glaeubigen wenigstens beim Beten ein bisschen Ruhe vor den ganzen Touristen haben. Dafuer haben wir den heiligen Tempelelefanten gesehen, von dessen Groesse wir beeindruckt und fasziniert waren. Vielen hat er aber auch Leid getan, weil er angekettet war und auch nicht besonders gluecklich aussah; einige liessen sich aber trotzdem von ihm segnen. Insgesamt war der Tempelbesuch aber sehr schoen und es ist irgendwie sueuss zu sehen, wie sehr die Inder ihre Goetter lieben und sich um sie kuemmern, fast schon so wie die Barbies ,mit denen man frueher gespielt hat, werden die Goetter morgens aufgeweckt, gefuettert, zum Mittagsschlaf wieder schlafengelegt und abends schliesslich wieder mit Musik ins Bett gebracht.


Den 2. Tag in Madurai gestalteten wir aehnlich wie den ersten:
Wir gingen erneut auf den Stoffmarkt. Dabei genossen wir jedoch
erheblichen Preisnachlass, da die Haendler uns bereits kannten und die
Massen, die wir am Tag zuvor bereits erstanden hatten. Insbesndere der
Tuch-Verkaeufer freute sich, wenn unsere Weger wieder seinen Styand
kreuzten. Er konnte sein breites Grionsen nicht mehr vom Gesicht
wischen, da wir geschaetzt 100 Tuecher bei ihm gekauft hatten und er mit
uns womoeglich das Geschaeft seines Lebens gemacht hatte. Dies zeigte
er uns mit kleinen Schluesselanhaengern als Dankesgeschenk.
Der
einzig offizielle Termin an diesem Tag war das Gandhi-Museum, zu dem
wir mit den allseits beliebten Rikschas fuhren. Auf zahlreichen Tafeln
erhielt man ausreichend Information ueber die britische Kolonialzeit ab
1495, die an Grausamkeit kaum mehr zu uebertreffen war. Dieser Meinung
war auch Frau Kauffmann, die mit entsetztem Gesichtsausdruck und
kopfschuettelnd von Tafel zu Tafel ging. So erfuhren wir, dass Gandhi
nicht der erste Freiheitskaempfer Indiens war, sondern sich mehrere
Philosophen zu Zeiten der "Indischen Renaissance" offener mit westlichem
Gedankengut beschafften und laut ihre Missgunst gegenueber der
britischen Krone kundtaten. Gandhi ist jedoch der wohl bekannteste
dieser Freiheitskaempfer, vor allem durch seine Art, wie er gegen die
Regierung vorging. Zunaechst kleidete er sich wie die einfache
Bevoelkerung und lebte unter ihnen. Von ihnen bekam er auch den Namen
"Mahatma" und viel Anerkennung, ausserdem Popularitaet. Ebenso ist
anzufuehren, wie er der indischen Bevoelkerung demonstrierte, dass die
Methode, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, nicht die beste ist, um
sein Land in die Freiheit zu fuehren. So hatte die britische Krone keine
Rechtfertigung, Gandhi bei seinem gewaltlosen Widerstand anzugreifen,
wie beispielsweise bei seiner Salzwanderung, bei der sich tausende der
Zivilbevoelkerung anschlossen.
Durch seine Beliebtheit und
Bekanntheit in ganz Indien, sprach er sich zu Beginn des 2. Weltkrieges
in Europa nicht dafuer aus, dass die Inder an der Seite der Briten gegen
Deutschland kaempften, da er der Meinung war, dass die Briten nicht von
den Indern verlangen konnten, fuer die Freiheit eines anderen Volkes zu
kaempfen, wenn sie selbst nicht frei waren. Aufgrund dessen versprach
die britische Krone den Indern die Unabhaengigkeit, wenn sie
mitkaempften, welche sie 1947 auch schliesslich bekamen.

Unseren letzten Tag in Madurai haben wir morgens mit Fruehstueck und packen verbracht, um dann um 3 Uhr nachmittags vom Bahnhof aus aufzubrechen.Aufgrund von Herrn Wintersingers Wunsch, an den suedlichsten
Punkt Indiens zu fahren, machten wir uns sonntagnachmittags auf den Weg
nach Kanyakumari.  Dort angekommen bemerkten wir sofort die hoehere
Luftfeuchtigkeit, welche uns die Nacht unertraeglich machte. Dieses
Malheur wurde am naechsten Tag jedoch von dem atemberaubenden Meer
wettgemacht. Einen Tempel besuchten wir ebenfalls, in dem die Maenner
und Jungs ihre Oberkoerper entbloessen mussten, um den Eintritt gewaehrt
zu bekommen. Anschliessend fuhren wsir mit einer Faehre zu einem Tempel
auf einem Felsen, bei dem jedoch jeder seine Klamotten an sich behalten
durfte. Aufgrund der starken Sonneneinstrahlung verbrannten wir uns die
nackten Fusssohlen auf dem heissen Stein und zogen uns erhebliche
Sonnenbraende zu.
Abends bewunderten wir den Sonnenuntergang
am Meer von einem Aussichtsturm aus. Durch das Erscheinen vereinzelter
Wolken, war der Blick auf die Sonne jedoch leider eingeschraenkt.
Trotzdem waren wir in der Lage, den Mond und die Sonne zur selben Zeit
am Himmelszelt stehend zu sehen.
Daraufhin folgte die
ungemuetlichst Nacht der Reise; wir naechtigten am Bahnhof von
Kanyakumari. Streunende Hunde, Mueckenstiche und die feuchte Hitze
machtern es uns schier unmoeglich, Schlaf zu bekommen.

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